Schulbehörde

Erasmus+ einfach gemacht

Lehrkräftefortbildungen im europäischen Ausland mit geringem Aufwand: Im akkreditierten Mobilitätskonsortium der Bezirksregierung Arnsberg profitieren Schulen bei der Planung ihrer Aktivitäten im Ausland von der Expertise von Bildungsfachleuten

Dirk Kolar und Anna Kapsalis engagieren sich bei der Bezirksregierung Arnsberg (Nordrhein-Westfalen) dafür, den Bildungsaustausch in der EU für Schulen einfacher, unbürokratischer und attraktiver zu machen. Durch eine Akkreditierung als Konsortium nimmt die Bezirksregierung den Schulen jede Menge Arbeit ab und verringert so den bürokratischen Aufwand für die einzelne teilnehmende Schule.

Porträt eines Lehrers
Fortbildungsdezernent Dirk Kolar

„Wir begleiten Schulen dabei, sich weiterzuentwickeln und europäische Werte wie Toleranz, Zugewandtheit und Heterogenität zu fördern. Wie wir aus der Geschichte wissen, ist das wichtiger denn je.”

 

EFFORT ohne Anstrengung

EFFORT-A lautet der Titel ihres Projekts, der sich aus „Erasmus für die Lehrkräftefortbildung – Bezirksregierung Arnsberg“ zusammensetzt. Wer von „Effort“ jedoch auf Mühe und Anstrengung schließt, liegt falsch. Stattdessen darf er Unterstützung und Entlastung erwarten, wie Fortbildungsdezernent Dirk Kolar betont. Die Projektleiterin Anna Kapsalis ergänzt: „Wir motivieren Lehrkräfte dazu, Mut zur Bewegung zu haben. Grenzüberschreitende Mobilitäten entwickeln eine andere Dynamik, als wenn man sich mit der Nachbarschule unterhält. Hinter „Austausch bildet“ setze ich deshalb drei Ausrufezeichen.“
Anna Kapsalis kennt als langjährige aktive Lehrkraft die Herausforderungen des Schulalltags, Dirk Kolar auch als ehemaliger Schulleiter: Für aufwendige Projekte fehlt oft die Zeit. Deshalb soll EFFORT-A zwischen 2021 und 2027 rund 450 Personen aus dem Bildungsbereich „Mehr Schwung mit Europa“ verleihen.
 

Tatkräftige Unterstützung

Anja Skoupi, Konrektorin der Realschule Strünkede in Herne, war schon von der unkomplizierten Bewerbung begeistert: Vier Seiten, übersichtlich und verständlich formuliert. Ihre Schule möchte das Lernfeld „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) ausbauen und überzeugte die Arnsberger Behörde mit ihrem stimmigen Umwelt- und Klimaschutzkonzept. Die erste Mobilität ins dänische Aalborg bot dann spannende Einblicke in das dortige Bildungssystem: Offene Klassen, Arbeit in Kleingruppen und Schülerinnen und Schüler, die ihre Lehrkräfte duzen. Als weiteren Service bietet das Team Kolar und Kapsalis eine vierteljährliche Onlinesprechstunde an, bringt „Peer Schools“ zusammen, die sich gegenseitig unterstützen, und organisiert halbjährige Netzwerktreffen. Eines fand an der Realschule Strünkede statt und bot Anja Skoupi die Gelegenheit, ihre positiven Erfahrungen zu teilen: „Wir suchten nach Ideen für einen Nachhaltigkeitspass, in dem wir unsere Aktivitäten dokumentieren. Frau Kapsalis vermittelte einen Schulentwicklungsberater, der uns wertvolle Hinweise gab.“ Die BNE-Projektgruppe folgte dessen Rat, Veränderungen schrittweise umzusetzen, und startete eine Umwelt-AG zunächst in der Unterstufe. Eine „Cleanup-Aktion“ auf dem Schulhof und ein Veggie-Day im Schülercafé sind ebenso geplant wie weitere Auslandsmobilitäten, für die die Bezirksregierung Arnsberg die Finanzierung aus Erasmus-Mitteln beantragt. „Dank der tatkräftigen Unterstützung sind auch umfangreiche Projekte machbar“, lautet die Bilanz von Anja Skoupi.

Förderschule international entwickeln

Dieses Argument überzeugte auch Ursula Mecklenbrauck, die Leiterin der Alfred-Delp-Schule in Hamm. Die Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung bereitet fast 300 Kinder und Jugendliche auf ein möglichst selbständiges Leben vor. Nachdem eine erfolgreiche deutsch-britische Erasmus-Partnerschaft nach dem Brexit auslief, suchte die Schule nach einem ebenso lohnenden Nachfolgeprojekt. Durch eine Mail der Bezirksregierung Arnsberg wurde Ursula Mecklenbrauck auf EFFORT-A aufmerksam und entschied zusammen mit den beteiligten Mitwirkungsgremien, ein BNE-Projekt mit dem Schwerpunkt Suchtprävention zu wagen. „Neben der bürokratischen Entlastung erlebten wir den Austausch mit unterschiedlichen Schulformen bei Videosprechstunden und Netzwerktreffen als besonders gewinnbringend“, fasst sie zusammen. Das gilt vor allem auch für die Ziele, die die Alfred-Delp-Schule in ihrem dreijährigen Projektplan formuliert hat: Schon Erstklässler sollen Spaß an gesunder Ernährung bekommen, Jugendliche in der Mittelstufe verantwortungsvollen Medienkonsum lernen und die Älteren über Gefahren weiterer Suchtmittel aufgeklärt werden. Wertvolle Anregungen erhielt die Lehrerin Stefanie Lahr bei ihrem Besuch der Aalborger Schule und bindet jetzt manche Ideen in den eigenen Unterricht ein. Nach Überzeugung der Sonderpädagogin leistet das Erasmus-Programm somit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Förderschule: „Der internationale Austausch ist sowohl für die Lehrkräfte als auch für unsere kognitiv eingeschränkten Schülerinnen und Schüler ein Gewinn. Und dank EFFORT-A wird die Umsetzung wesentlich vereinfacht.“

Über das Projekt

Projekttyp: Akkreditiertes Mobilitätskonsortium (KA 120)

Koordinator: Bezirksregierung Arnsberg, Dezernat 46.3 Lehrerfortbildung

Ansprechpersonen: Dirk Kolar, Anna Kapsalis

Laufzeit: 2021-2027

Grundschulen im Konsortium
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Wer kann sich für eine Teilnahme am Mobilitätskonsortium bewerben?

Dirk Kolar: Unser Angebot richtet sich an Schulen im Regierungsbezirk Arnsberg. Mit EFFORT-A unterstützen wir diejenigen, die sich eine Bewerbung sonst nicht zutrauen würden oder denen der bürokratische Aufwand zu hoch erscheint. Ihre Projektidee muss lediglich eines der vorgegebenen Themen abdecken, zum Beispiel Inklusion und Vielfalt, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Digitale Transformation, Umgang mit Vielfalt oder gemeinsame Werte und Teilhabe. 

Ein Ziel ist der Erasmus-Schwerpunkt Demokratiebildung. Wie funktioniert das in der Praxis?

Anna Kapsalis: Anlässlich des Demokratietages NRW 2022 fand an einer unserer EFFORT-A-Projektschulen eine Veranstaltung mit über 200 Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern statt. Es gab Workshops, Expertenvorträge, Forendiskussionen sowie ein digitales Angebot. Die Onlineplattform „Stories that Move“ ermöglicht es, in mehreren Sprachen zum Thema Demokratiebildung zusammenzuarbeiten. Wir fördern diese Vernetzung, um das wichtige Thema in den Fokus zu rücken.

Wie geht es mit dem Konzept von EFFORT-A nach dem Abschluss 2027 weiter?

Dirk Kolar: Wir lassen das Projekt wissenschaftlich von der Fernuniversität Hagen begleiten. Alle Fortbildungsmaßnahmen werden von uns evaluiert, weil wir wissen möchten, wie effektiv sie die Schulentwicklung beeinflussen. Wir sind zuversichtlich, dass EFFORT-A viel bewegt und hoffen, dass wir künftig noch mehr Schulen fördern können, auch über 2027 hinaus.

Collage mit dem Porträt eines Lehrers und einer Lehrerin
Anna Kapsalis und Dirk Kolar leiten und koordinieren das EFFORT-A-Projekt