Als Grundschule von Erasmus-Förderung profitieren
Zwei Konsortien erleichtern Grundschulen in Hannover den europäischen Austausch. Nicht nur Auslandserfahrungen für Lehrkräfte und Kinder werden so möglich: Vom Besuch eines Grundschulleiters aus Finnland profitierten alle.
Wenn es um europäischen Austausch geht, dann haben Grund-, Haupt, Ober-, Real- und Förderschulen eines gemeinsam: Sie beteiligen sich am Erasmusprogramm bisher weniger als andere Schultypen – oft aus Unsicherheit, weil administrative Hürden als aufwendig gelten. Abhilfe kann ein Konsortium schaffen, bei dem nur eine Einrichtung den Antrag stellt und so anderen Schulen oder Kitas trotzdem die Teilnahme ermöglicht. Konkret umgesetzt wird das bereits in Niedersachsen: Im Einzugsgebiet des Regionalen Landesamtes für Schule und Bildung (RLSB) Hannover gibt es aktuell zwei solcher Konsortien.
Über das Projekt
Projekttyp: Akkreditierung als Konsortium
Antragssteller: Regionales Landesamt für Schule und Bildung Hannover
Laufzeit: ab 1. Juni 2023 bis 2027
Weitere Informationen: Bildungsportal Niedersachsen
Europakuchen auch für Grundschulen
Europa erleben, internationale Erfahrungen sammeln und von anderen Ländern lernen, wie dort Inklusion, Digitalisierung oder Demokratiebildung funktioniert – das können Lehrkräfte, Schulleitungen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Regionalen Landesamts für Schule und Bildung (RLSB) Hannover im Rahmen von zwei Erasmus-Konsortien.
Das Konsortium der Grundschule Wasserkampstraße in Hannover ging im Sommer 2022 an den Start und hat bereits 60 Lehrkräften von 18 teilnehmenden Grundschulen Fortbildungen im europäischen Ausland, Hospitation an Partnerschulen oder andere europäische Erfahrungen ermöglicht. Auch das Landesamt selbst koordiniert ein Konsortium, mit dem im Schuljahr 2024/25 noch 20 weitere Schulen ein „Stück vom Europakuchen“ erhalten und an Erasmus+ teilnehmen können.
Zum Start dieses Konsortialprojekts gab es ein feierliches Kick-Off-Event bei dem die erfolgreiche Europaarbeit an der Grundschule Wasserkampstraße vorgestellt wurde. Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg bedankte sich bei den engagierten Koordinatorinnen und Koordinatoren: „Je früher damit begonnen wird, Schülerinnen und Schüler für ein gemeinsames Europa zu interessieren, umso leichter wird es ihnen eines Tages fallen, selbst Verantwortung für Europa und seine Werte zu übernehmen. Es ist somit bemerkenswert, wenn bereits Grundschulen gemeinsam mit dem RLSB die Erasmus-Angebote und damit verbundene Chancen nutzen.“
„Mit Erasmus+ kommt Europa an unsere Schule: Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler können ins Ausland reisen, aber auch wir bekommen Besuch – beispielsweise aus Irland. Mit der Teilnahme an einem Konsortium gibt es außerdem weniger bürokratischen Aufwand für Grundschulen.“
Schulkinder aus Fuerteventura entdecken den Stadtwald in Hannover
Quirlig ging es während des Willkomensfrühstücks an der Lutherschule Hannover zu: Im März 2024 waren neun Schülerinnen und Schüler der Grundschulen Pájara und Tuineje auf Fuerteventura zu Gast und tauschten sich mit dem 6. und 7. Jahrgang der Lutherschule aus. Die jungen Schülerinnen und Schüler verstanden sich auf Anhieb und verständigten sich auf Englisch, Spanisch und mit Händen und Füßen. Die inhaltliche Arbeit wurde von den Fremdsprachenassistenten Ilenia und Miguel begleitet, die zwischen Deutsch und Spanisch vermittelten. Gemeinsam erkundete die internationale Gruppe mit allen Sinnen den Stadtwald von Hannover, die Eilenriede. Mit verbundenen Augen hörten, rochen und erfühlten die jungen Forscherinnen und Forscher den Wald. Im Unterholz wurden Insekten und wirbellose Tiere entdeckt und mit der Becherlupe begutachtet und bestimmt. Anschließend sammelten die Kinder Wildkräuter und bereiteten damit Kräuterbutter und Kräuterquark zu. „Die Natur dient als verbindendes Element zwischen den deutschen und spanischen Kindern“, freuten sich die Workshop-Leiterinnen Heike Uphoff und Irene Borchers vom Schulbiologiezentrum. Ein Zoobesuch am Folgetag rundete das gemeinsame Erlebnis ab.
„Mit den beiden Konsortien verdoppeln wir die Anzahl an Schulen, die am Erasmus-Programm teilnehmen können, und öffnen Schulen aller Schulformen das Tor nach Europa.“
Experteneinladung: Schulleiter aus Finnland
Mit Erasmus+ können nicht nur Lehrkräfte an Schulen im Ausland neue Einblicke gewinnen. Es gibt auch die Möglichkeit, Expertinnen und Experten einzuladen. Das hat das Landesamt Hannover genutzt: Esa Kukkasniemi leitet eine Grundschule bis zur 6. Klasse in der finnischen Gemeinde Kirkkonummi. Er kam im Rahmen einer Expertenveranstaltung nach Hannover und gab Einblicke zu Finnland, dem dortigen Schulsystem, der Lehrerbildung und dem aktuellem Kerncurriculum, aber auch zum Thema Inklusion und den derzeitigen Herausforderungen im finnischen Schulalltag. In der anschließenden Diskussion wurden die vielen Herausforderungen deutlich, die Schulen nach der Pandemie bewältigen müssen. So haben verschiedene Angsterkrankungen unter Schülerinnen und Schülern zugenommen. Zugenommen hat zudem der Schulabsentismus. Aber auch Unterschiede, wie etwa kostenlose Schulbücher, Schulmaterialien und Laptops sowie ein warmes Mittagessen für finnische Schülerinnen und Schüler, wurden thematisiert.
Aus Sicht von Mathias Mierowski war die Einladung ein voller Erfolg: „Durch die Einladung von Experten nach Hannover kann ein größerer Personenkreis hier vor Ort von unserer Erasmus-Akkreditierung als Behörde profitieren. Es wurde ein Mehrwert für Lehrkräfte, Schulleitungen sowie Dezernentinnen und Dezernenten des RLSB erreicht.“
Für 2024 sind weitere Vorträge geplant, so wird auch eine finnische Expertin für Inklusion ans RLSB Hannover eingeladen.
Mehr Informationen
Die Präsentation des finnischen Schulleiters Esa Kukkasniemi steht über das Bildungsportal Niedersachsen hier zum Download bereit.