Inklusion

Inklusion ohne Worte

Im Rahmen des eTwinning-Projekts „Involve me and I learn“ aktivierten Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs Kohlstraße in Wuppertal norwegische Grundschulkinder ganz ohne Worte – und trainierten dabei Strategien für eine inklusive pädagogische Arbeit

In einem eTwinning-Projekt arbeiten meistens ähnliche Lerngruppen zusammen an einem gemeinsamen Thema. Dass es auch ganz anders funktionieren kann, zeigt das Projekt „Involve me and I learn“. Hier haben Schülerinnen und Schüler des Bildungsgangs ‚Berufliches Gymnasium Erziehungswissenschaften‘ am Berufskolleg Kohlstraße in Wuppertal mit einer Grundschulklasse der Dalgård Skole in Trondheim zusammengearbeitet. Oder anders gesagt: Die Jugendlichen aus Deutschland haben für die norwegischen Kinder gearbeitet. Denn Ziel des Projekts war es, diese zu aktivieren und zur Interaktion zu animieren – und das ganz ohne Worte.

Wie gut dieses Konzept aufgegangen ist, zeigen nicht nur die Auszeichnungen mit dem nationalen und europäischen eTwinning-Qualitätssiegel sowie die Nominierung für den Zukunftspreis Innovative Unterrichtsideen der Cornelsen-Stiftung, sondern auch die Tatsache, dass das Projekt nach dem ersten Durchgang in den Folgejahren mit Partnerklassen aus anderen europäischen Ländern wiederholt wurde.

Steffi Feldhaus ist Lehrkraft am BK Kohlstraße in Wuppertal und seit Jahren begeisterte eTwinnerin.

„eTwinning-Projekte bieten den idealen Rahmen – und nicht zuletzt den Freiraum – dafür, dass Schülerinnen und Schüler individuell gefördert und gefordert werden. Sie können ihre Kreativität, Talente und Vorlieben so einbringen, dass sie sich als selbstwirksam erleben und zu einem erfolgreichen Projektausgang beitragen können.“

Herausforderungen aus dem pädagogischen Alltag

Der Umstand, keine gemeinsame Sprache zu haben, auf die in der Kommunikation zurückgegriffen werden konnte, war im Projektkontext dem Altersunterschied der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler geschuldet. In der Praxis der pädagogischen Arbeit in Kitas oder Schulen stellt dies jedoch häufig eine große Herausforderung bei der Integration von Kindern mit sprachlichen Einschränkungen oder einer fremden Muttersprache dar. Insofern ist dieses „Projekt ohne Worte“ ein gelungenes Beispiel dafür, wie inklusive Kommunikation funktionieren kann – und eTwinning dabei ein Verständnis für alternative Kommunikationswege schafft und inklusive und kommunikative Kompetenzen fördert.

Die Idee für dieses ungewöhnliche Projekt entstand 2017 im Rahmen einer eTwinning-Konferenz in Athen. Steffi Feldhaus aus Wuppertal und ihr norwegischer Kollege Chris Arthur Wiig lernten sich dort kennen und entwickelten die Idee gemeinsam. Als im folgenden Jahr am Berufskolleg Kohlstraße ein neuer Bildungsgang mit dem Schwerpunkt „Erziehungswissenschaften“ startete, nutze Feldhaus den im Curriculum vorgesehenen Platz für einen Differenzierungskurs im Bereich Informatik, um die Projektidee zu realisieren. Inhaltlich lag der Schwerpunkt in der Projektarbeit daher auf der Entwicklung und Programmierung von interaktiven Lernspielen für die Zweitklässler in Norwegen. Aber auch im Bereich der Spiel- und Lerntheorie gab es Anknüpfungspunkte an den deutschen Lehrplan des Schwerpunkts Erziehungswissenschaften. Am Ende arbeiteten die deutschen Schülerinnen und Schüler sehr frei und fächerübergreifend - einer der großen Vorteile von eTwinning-Projekten, wie Steffi Feldhaus findet.

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Ein optimaler Rahmen für inklusiven Unterricht

Der digitale Austausch ist damit der optimale Rahmen für einen inklusiven Unterricht, in dem alle Schülerinnen und Schüler ihre individuellen Stärken einbringen. Die angehenden Pädagoginnen und Pädagogen konnten im Rahmen des Projekts jedoch nicht nur erfahren, wie motivierend eine solche Lernatmosphäre sein kann. Sie bildeten vor allem auch Kompetenzen aus, die sie in ihrem späteren Berufsalltag zu inklusivem Handeln befähigen. Denn die Aktivierung der norwegischen Kinder ohne Worte funktionierte hervorragend – nicht nur über die selbst programmierten Spiele, die die Schülerinnen und Schüler in Trondheim mit speziellen Controllern und Pads bedienen konnten.

Die Schülerinnen und Schüler im Bildungsgang ‚Berufliches Gymnasium Erziehungswissenschaften‘ lernten darüber hinaus, Aktivitäten und Aufgaben zu kreieren, die ganz ohne Worte auskommen. Im Sinne eines fächerübergreifenden Ansatzes waren das zum Beispiel Akrobatikvideos, die von den Kindern vertont wurden, oder selbst gestaltete Postkarten, die in Norwegen zu kollaborativen Kunstwerken ergänzt wurden. Und ganz nebenbei trainierten sie auch noch Fähigkeiten wie Geduld, Durchhaltevermögen oder strukturiertes Arbeiten und stärken ihr Selbstbewusstsein. „Ich hätte nie gedacht, dass ich sowas auf die Beine stellen könnte.“ Dieses Fazit von Isabelle aus dem Projektdurchgang 2020/21 würden wohl viele der beteiligten Schülerinnen und Schüler unterschreiben.

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