„Für uns war Erasmus+ ein Riesensprungbrett“
Die Adolf-Rebl-Schule, ein Förderzentrum für geistige Entwicklung in Pfaffenhofen, entwickelt mit Erasmus+ ein Medienkonzept für barrierefreie Kommunikation
Wenn Ben in der Pause mit Mia Ballspielen möchte, hilft ihm sein Tablet. Er tippt die eingespeicherten Symbole und das Foto seiner Klassenkameradin an. Ein Klick, und Bens elektronischer Helfer spricht seinen Wunsch klar und deutlich aus. An der Adolf-Rebl-Schule im bayerischen Pfaffenhofen lernen Kinder mit unterschiedlichen Einschränkungen. Viele von ihnen sind in ihrer Fähigkeit zu sprechen beeinträchtigt. Manche Schülerinnen und Schüler verständigen sich mit Gesten oder Gebärden, einige nutzen einen „Talker“. Das Gerät wandelt Symbole in Sprache um, bietet aber längst nicht so viele Möglichkeiten wie moderne digitale Kommunikationsmittel.
Um das Medienkonzept auf den neuesten Stand zu bringen, bewarb sich die damalige Rektorin der Förderschule, Andrea Eichler, um Fördermittel aus dem Erasmus-Programm – mit Erfolg. Im österreichischen Graz konnten die bayerischen Lehrkräfte daraufhin die Schulbank drücken, um den Einsatz von Tablets im Klassenraum kennenzulernen und Lern-Apps auszuprobieren. Auch in Lettland, Spanien und Irland erprobten sie digitale Medien, durch die Kinder selbstbestimmter am Unterricht teilnehmen können. „Für uns war Erasmus+ ein Riesensprungbrett“, fasst Andrea Eichler ihre Erfahrungen zusammen.
„Nach den Reisen haben wir mit unseren Schülerinnen und Schülern einige Programme direkt erfolgreich ausprobiert. Manche Apps sind nun auf allen Tablets unserer Schule installiert. So können wir unsere nichtsprechenden Kinder erfolgreich unterstützen.“
Lehrerfortbildung im Ausland
„Für uns alle war es völlig ungewohnt, einwöchige Fortbildungen im Ausland zu besuchen“, sagt Andrea Eichler. Durch den fachlichen und persönlichen Austausch mit den europäischen Kollegen sind Freundschaften entstanden, aus denen sich eine weitere Lehrerfortbildung und das Schülerprojekt „Move on“ entwickelt haben. Inzwischen haben auch ihre Schützlinge Europa bereist, im Rahmen einer Partnerschaft mit einer Schule in Rumänien. Die Kontakte hatte die engagierte Rektorin geknüpft.
„Das Kollegium ist durch unseren Austausch mit Erasmus+ offener geworden, Anregungen aus dem Ausland auszuprobieren“, stellt Andrea Eichler fest. Und auch das Interesse, Englisch zu lernen, hat zugenommen. Durch das Projekt hat die Schule eine interkulturelle Öffnung erfahren. „Ich möchte allen Förderschulen, die sich für Erasmus+ interessieren, Mut machen, jetzt zu beginnen. Das Fortbildungsangebot des PAD bietet dafür viele interessante Angebote“, sagt Andrea Eichler. Sie und ihr Kollegium haben Erasmus+ bei zwei Projekten erst einmal kennengelernt, um dann im Anschluss gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern mit einer geistigen Behinderung auf Reise zu gehen.
„Wir sind alle offener geworden“
Für die Jugendlichen war dieser Austausch ein Höhepunkt in ihrem Schulleben. So erinnert sich die 16-jährige Kaltrina an das Projekttreffen in Rumänien. „Ich hatte sehr viel Spaß in Dej. Es war sehr toll, die verschiedenen Menschen kennenzulernen und trotz Sprachschwierigkeiten gemeinsame Aktivitäten zu unternehmen. Ich lernte wie man typisch rumänisch kocht und ein wenig Englisch. Jederzeit würde ich wieder an einer Erasmus+ Fahrt teilnehmen wollen.“ Ihr Mitschüler Johannes meint: „Rumänien ist ein interessantes Land und die verschiedenen Schüler aus Lettland, Italien, Spanien und Rumänien kennenzulernen war eine tolle Erfahrung. Außerdem hat mir das landestypische Essen sehr gut geschmeckt.“
Seit September 2021 hat Caroline Michalski - ebenfalls schon seit mehreren Jahren an Erasmusaktivitäten der Schule beteiligt - die Projektkoordination übernommen und Brigitte Kolb die Schulleitung. Beide führen mit viel Engagement den von Andrea Eichler begonnenen europäischen Austausch mit Erasmus+ an der Adolf-Rebl-Schule fort.