Demokratische Werte – früher und heute
Der Demokratieverdrossenheit junger Menschen durch Demokratiebildung entgegenwirken: Dieses Ziel verfolgt das Erasmus+ Projekt des Schulzentrums Carl von Ossietzky - gymnasiale Oberstufe in Bremerhaven.
Worum geht es
Unsere Projektidee und -ziele
Eine Reihe von Indizien spricht dafür, dass die Demokratie sich als Staatsform in einer Krise befindet. Zum Beispiel werden die sinkende Wahlbeteiligung sowie der Anteil an Nichtwählerinnen und -wählern in vielen europäischen Ländern und gerade bei Europawahlen als Anzeichen für Politikverdrossenheit und schwindendes Vertrauen in die Demokratie gewertet.
Dieser Entwicklung soll durch Demokratiebildung entgegengewirkt werden: Welche Rolle spielen demokratische Grundwerte, um Willkür zu verhindern und die Unantastbarkeit der menschlichen Würde und Freiheitsrechte zu gewähren? Die Schülerinnen und Schüler untersuchen die gegenwärtige politische und wirtschaftliche Situation in Europa, um die Bedeutsamkeit und den Wert demokratischer Denkweisen und der Teilhabe abzuschätzen und darzustellen.
Aktivitäten
Das haben wir getan
Das Projekt umfasst drei Teilaktivitäten, die die Bedeutsamkeit von Mitsprache, Teilhabe, Rechtstaatlichkeit, Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung in den Fokus rücken. Die Schülerinnen und Schüler reflektieren ihre Selbstwirksamkeit im politischen Gefüge und gesellschaftlichen Kontext. Die Auseinandersetzung mit dem Buch „Europe for Future“ bietet die Möglichkeit, sich mit europäischen Herausforderungen auseinanderzusetzen und eigene Meinungen argumentativ zu untermauern. Themen wie die Viertagewoche, europaweite Vätermonate und Väterquoten sowie ein Wahlrecht ab 16 Jahren werden kontrovers diskutiert.
Konsensfindungsprozesse werden im Planspiel Rechtsstaatlichkeit des EuropaPunktes Bremen simuliert, wobei alle Teilnehmenden im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung maßgeblich an der Entwicklung und Evaluierung des Planspiels beteiligt sind. Das Ambiente in der bremischen Bürgerschaft und die Beteiligung europäischer Abgeordneter spiegeln den Schülerinnen und Schülern wider, dass Ihre Stimme auf europäischer Ebene gehört und repräsentiert wird. Hier gibt es dazu mehr Informationen.
Die Schülermobilität nach Athen führt die Teilnehmenden an den Geburtsort der Demokratie. Dort ergreifen sie selbst das Wort. Dabei wird deutlich, dass Meinungsbildungsprozesse beeinflussbar und steuerbar sein können. In diesem Kontext bilden Europaschulen und der durch Erasmus+ geförderte interkulturelle Austausch wichtige Meilensteine, um die europäische Bürger:innenrolle zu definieren sowie Bürger:innenrechte und -pflichten abzuleiten. Der gegenseitige Respekt, das Engagement und der Mut für seine Ideale einzustehen werden als Grundpfeiler der europäischen Gesellschaft wahrgenommen.
Aktivitäten
Lehrerfortbildung „Europäisch lernen: So stärken wir Gerechtigkeit und Freiheit in der EU“ am Landesinstitut für Schule (LIS) Bremen
Fachtag „Rechtsstaatlichkeit in Europa“
Schülermobilität zur Evaluation des Planspiels Rechtsstaatlichkeit, bereitgestellt durch den EuropaPunkt Bremen, in der Bürgerschaft Bremen
Schülermobilität zum 1st Protypo Gymnasium of Athens im November 2023 mit 22 Schülerinnen und Schülern und vier betreuenden Kolleginnen und Kollegen
Hinweis: Da die Lehrerfortbildungen und die Schülermobilität zum Europapunkt im Inland stattfanden, wurden diese nicht durch Erasmus+ finanziert.
Ergebnisse
Das haben wir erreicht
Die 22 Schülerinnen und Schüler, die am Projekt teilnahmen, verfügten über vielfältige sozioökonomische Hintergründe und internationale Geschichten. Bei der Vorbereitung der Veranstaltung „Was wäre, wenn?“ zur Eröffnung der Europawochen mit dem Autorenduo „Herr & Speer“ reflektierten sie die Bedeutsamkeit frischer und junger Ideen für Europa. Die Schülerinnen und Schüler erstellten außerdem Poster zur Themenauswahl der Diskussion mit den Autoren des Buches „Europe for Future“.
Die Erasmus+ Reise nach Athen war für die Teilnehmenden eine einmalige Gelegenheit, sich mit der Rolle demokratischer Werte in unterschiedlichen Nationen auseinanderzusetzen. Während des vielfältigen kulturellen Angebots, wie dem Besuch der Akropolis und des Odeons des Herodes Atticus, erwarben die Schülerinnen und Schüler Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Demokratie und verglichen die direkte Demokratie mit anderen Demokratieformen. Sie versetzten sich auch in die Rolle früherer Bürgerinnen und Bürger, Frauen und Sklaven.
Bei notenrelevanten Präsentationen zur Rolle demokratischer Werte (Meinungs- und Medienfreiheit, Rechtsstaatlichkeit, Gleichberechtigung) und Politikverdrossenheit erörterten die Schülerinnen und Schüler ökonomische und politische europäische Herausforderungen und diskutierten verschiedene Sichtweisen. Vorurteile und Ängste in Bezug auf Haltungen und kulturelle Unterschiede wurden abgebaut. Ergänzend zu den vorgegebenen Themen debattierten sie gemeinsam die Relevanz von Alltagsrassismus und Diskriminierung in verschiedenen europäischen Staaten.
Über das Projekt
Projekttyp: Aktivitäten im Rahmen der Akkreditierung der Schule für Mobilitätsprojekte
Titel: Die Rolle demokratischer Werte – früher und heute
Beteiligte Schulen: Schulzentrum Carl von Ossietzky – gymnasiale Oberstufe, Bremerhaven; 1st Protypo Gymnasium of Athens, Athen (Griechenland)
Außerschulischer Partner: EuropaPunkt Bremen
Hier mehr erfahrenWas war für euch der größte Aha-Effekt während des Projekts?
Das Umdenken in anderen Ländern bzw. die Erkenntnis, eine andere Denkweise zu haben, als man es „vorgelebt“ bekommt. Dieses andere Denken hilft, Handlungen und Entscheidungen der dortigen Regierung besser nachvollziehen.
Mein großer Aha-Effekt war, dass in jedem Bereich unseres Lebens die Demokratie eine Rolle spielt.
Was hat euch am meisten überrascht?
Die größte Überraschung war die Reise nach Athen. Es war unglaublich so eine Erfahrung machen zu dürfen. Wir Schüler haben sehr viel gelernt, hatten erstaunlich viel Spaß und sind daher unfassbar dankbar, dass es uns möglich gemacht wurde.
Die größte Überraschung im Projekt war, dass man oft dachte „ach das weiß ich schon“ – und am Ende gab es doch viele offene Fragen. Über die Europawahlen hatte ich mir vorher gar nicht so viele Gedanken gemacht. Mir ist bewusster geworden, wie wichtig es ist, welche Parteien in Europa wie viele Stimmen haben und in welchen Bereichen europäische Politik Einfluss nimmt.
Was habt ihr durch das Projekt gelernt?
Ich habe gelernt, dass jeder Mensch individuell ist. Zudem ist es bewundernswert, wie verschieden die Schulen sind. Außerdem hat mir das Projekt gezeigt, wie viele Jugendliche ein anderes Schulleben haben. Eine solche Reise sorgt dafür, dass man lernt, sein Land schätzen zu wissen. Man erkennt die Vor- und Nachteile, macht sich mehr Gedanken und beschäftigt sich intensiver mit dem Thema wie Demokratie, Recht und allgemein Europa.
Wir haben gelernt, dass nicht immer alles im Leben glatt läuft, man aber immer für alles eine Lösung findet. In fast allen Bereichen durften wir etwas dazu lernen – im sozialen Bereich, aber auch zu politischen und wirtschaftlichen Themen.