Kindergarten auf Französisch
Bei seinem Auslandspraktikum in Südfrankreich lernte Bastian viel neues Vokabular: Zwei Wochen lang begleitete der Schüler in der Kita "Les P’tites Papouilles" die Kleinkinder durch ihren Alltag.
Bastian ist 17 Jahre und besucht die erste Klasse der Oberstufe am Gymnasium Taunusstein (Hessen). Für sein zweiwöchiges Pflichtpraktikum war er auf der Suche nach einer Möglichkeit, dabei auch seine Französischkentnisse einzusetzen und wurde bei einer Kita im kleinen Ort La Bâtie-Neuve in Südfrankreich fündig. Ausgestattet mit Hausschuhen und Vokabelheft erlebte der Schüler zwei Wochen lang den Arbeitsalltag mit etwa 20 Kindern im Alter von drei Monaten bis drei Jahren. Für das PAD-Magazin “Austausch bildet” beantwortete er einige Fragen zu seinen Erfahrungen.
„Im Nachhinein war es zweifellos eine wunderbare Entscheidung in Frankreich mein Praktikum zu machen. Ich lernte die Kultur und vor allem die schöne Sprache besser kennen und hatte viel Spaß.“
Erfahrungsbericht von Bastian
Dass ich Praktikum in Frankreich machen möchte stand für mich fest, weil ich die Sprache ja in der Schule lerne. Die Frage war nur: Wo? Einer Bekannten, bei der ich ein Jahr vorher während der Osterferien gewohnt habe, fiel dann die Kita ein und deshalb habe ich mich dort beworben. Während der Praktikumszeit betreute mich dort die Leiterin der Krippe. Untergebracht war ich bei der Bekannten aus Deutschland, die ihren Wohnsitz in Frankreich hat und dort schon mehr als 25 Jahren lebt. Am Wochenende machten wir oft Ausflüge, erlebten viel, lernten die Kultur und die Natur besser kennen und ich machte große Fortschritte in der französischen Sprache.
Der Tagesablauf war in der Regel sehr ähnlich. Ich kam um kurz vor 9 Uhr in der Einrichtung an, zog meine Jacke und Schuhe aus, meine Hausschuhe an und begrüßte das Team. Dies bestand aus der Leiterin Magali, ihre Stellvertreterin Katja, die jeweils eine Erzieherausbildung haben, sieben anderen Kollegen, die sich primär um die Kinder kümmerten, dem Koch Laurent und der Reinigungskraft. Nachdem ich jedem „Hallo“gesagt hatte, begab ich mich zu den Kindern und begann mit ihnen zu spielen. Kurze Zeit später gingen wir entweder in den Hof spielen oder gingen spazieren, wenn es nicht regnete. Gegen halb zwölf gab es immer Essen. Wir gingen also rein, zogen uns aus und wuschen uns unsere Hände und setzten uns an den Tisch.
Goûter und Gitarre
Zum Mittagessen gab es meistens ein bisschen Püree, Reis oder Nudeln, einen kleinen Nachtisch wie Joghurt oder Obst und ein Glas Wasser. Nach dem Essen legten die Kinder sich mit der Zeit hin und machten einen Mittagsschlaf. In der Zeit aßen wir entweder und machten Mittagspause oder passten auf sie auf. Um 14 Uhr wachten sie alle mit der Zeit wieder auf und es wurde wieder lauter und lauter.
In der nächsten Stunde spielte ich wieder mit den Kinder oder bereitete das Kaffeetrinken (Goûter) vor. An manchen Tagen nahm ich mir auch die Gitarre von Laurent und musizierte ein bisschen oder ging mit ihnen in den Spielraum (la salle de jour). Anschließend war wieder Spielzeit angesagt. Um 16 Uhr verabschiedete ich mich dann und lief nach Hause.
Praktikum mit Erasmus+
Schülerinnen und Schüler, die tiefer in eine andere Kultur und Sprache eintauchen wollen und mehrere Wochen im Ausland verbringen möchten, können durch das Erasmus-Programm gefördert werden. Ein Kurzzeitaustausch dauert zwischen zehn und 29 Tagen – als Unterrichtsbesuch an einer Partnerschule oder Praktikum. Der individuelle Langzeitaustausch ist bis zu einem Jahr möglich.
Mehr InformationenEine wunderbare Entscheidung
Vor dem Praktikum waren meine Erwartungen sehr unterschiedlich. Einerseits freute ich mich natürlich auf die ganzen neuen Erfahrungen, anderseits aber hatte ich die Befürchtung, dass ich nicht alles (Wichtige) verstehen würde und dadurch Schwierigkeiten bekommen könnte. Aber im Nachhinein war es zweifelslos eine wunderbare Entscheidung in Frankreich mein Praktikum zu machen. Ich lernte die Kultur und vor allem die schöne Sprache besser kennen und hatte viel Spaß. Die immer netten Kollegen, meine Gastfamilie, die Wanderungen in den Bergen und die schönen Aussichten und die tollen Erfahrungen, die ich nie vergessen werde!Ich empfehle es jedem, dieser einzigartigen Möglichkeit nachzugehen und ein Auslandspraktikum wahrzunehmen.
Wie hast du dich auf das Praktikum vorbereitet?
Ich habe erstens viel Fernsehen in der Sprache angeschaut, um alltägliche und wichtige Vokabeln zu lernen, zweitens einige französische Kinderlieder auf der Gitarre spielen und singen gelernt und drittens im Internet über die Praktikumsstelle und die nähere Umgebung recherchiert.
Wie bist du mit der Sprache zurechtkommen?
Zu Beginn habe ich nur wenig verstanden und musste oft nachfragen. Manchmal kam ich sogar mit Kopfschmerzen nach Hause, da so ein Leben in einer anderen Sprache was ganz anderes ist. Doch im Laufe der zwei Wochen habe ich immer mehr das Gefühl für das Französischsprechen entwickelt, sodass ich mehr und mehr verstanden habe und mich auch besser unterhalten konnte. Dafür habe ich täglich am Abend mir unbekannte Vokabeln nachgeschlagen. Das hat mir sehr geholfen, Fortschritte auch im französischen Wortschatz zu machen.
Welche neuen Wörter hast du gelernt?
Viele Wörter hätte ich im Schulunterricht nie gelernt: »Changer la couche« – die Windel wechseln. »Il est temps pour vous de faire une sieste« – Es ist Zeit für euch, ein Nickerchen zu machen. »La poussette« – der Kinderwagen. »La salle de jeux« – Der Spieleraum. »Elle boit encore au biberon« – Sie trinkt noch aus dem Fläschchen. »Il préfère la nourriture mélangée« – Er bevorzugt gemixtes Essen. »Peler et couper les pommes« – Die Äpfel schälen und schneiden. »Est-ce que tu veux un morceau de pain?« – Möchtest du ein Stück Brot haben?
Was sollte man in seinem Reisegepäck nicht vergessen?
Da fallen mir viele Dinge ein: Wanderschuhe für die Ausflüge am Wochenende und nach »Dienstschluss« oder Badesachen für einen spontanen Besuch im Schwimmbad oder an einem See. Ein Wörterbuch oder ein App zum Nachschlagen unbekannter Wörter. Eine gute Beschäftigung für die Hin- und Rückreise, denn die Fahrt war lang. Meine Hausschuhe, die ich jeden Tag gebraucht habe. Und ein Musikinstrument, wenn man denn eines spielt und es transportierbar ist.