Akkreditierung

Mit Upcycling gegen Fast Fashion

Wiederverwenden statt wegwerfen, um Kleidung nachhaltiger zu konsumieren? Damit befasste sich das Upcycling-Projekt der Europaschule Rövershagen - und wurde zur „Success Story“.

Kurze Produktionszyklen, hohe Stückzahlen und niedrige Preise: Das kennzeichnet das Geschäftsmodell der „Fast Fashion“ in der Modeindustrie, die immer neue Trends ausruft und dazugehörige Kollektionen in schnelllebigen Intervallen auf den Markt bringt. Mit dem Ergebnis, dass nicht nur die Schränke voll und voller werden, sondern Kleidung auch immer schneller entsorgt wird. Aber muss das wirklich so sein? Und welche Alternativen gibt es für ausgemusterte T-Shirts, Blusen oder Jeanshosen?

Antworten auf diese Fragen suchten Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 der Europaschule Rövershagen (Mecklenburg-Vorpommern) in einem deutsch-griechischen Erasmus-Austausch. Anhand vor allem des eigenen Konsumverhaltens sollten sie damit auch für ihre Verantwortung als Verbraucher sensibilisiert werden. „Am Anfang stand für alle ein Blick in den eigenen Kleiderschrank, der einigen Schülerinnen und Schülern drastisch aufzeigte, wie immens die Anzahl der eigenen Kleidungsstücke war. Das Thema ‘Upcycling’ zog sich deshalb wie ein roter Faden durch alle gemeinsamen Aktivitäten und Treffen“, berichtet Sarah Schröter, die in Rövershagen Französisch und Englisch unterrichtet.

Projektkoordinatorin
Sarah Schröter ist Lehrerin an der Europaschule Rövershagen

„Am Anfang stand für alle ein Blick in den eigenen Kleiderschrank, der einigen Schülerinnen und Schüler drastisch aufzeigte, wie immens die Anzahl der eigenen Kleidungsstücke war. Das Thema ‘Upcycling’ zog sich deshalb wie ein roter Faden durch alle gemeinsamen Aktivitäten und Treffen.“

Projektstart in einem Café in Thessaloniki

Die Idee zu dem Projekt, das den Ursachen und Auswirkungen alltäglicher Konsumgewohnheiten auf die Spur gehen wollte, hatte Sarah Schröter von einer Lehrerfortbildung im Herbst 2023 in Thessaloniki mitgebracht. Als Europakoordinatorin einer akkreditierten Schule im Erasmus-Programm hatte sie seinerzeit mit einer Kollegin daran teilgenommen, um sich mit administrativen Fragen vertraut zu machen – und dabei griechische Lehrkräfte kennengelernt, die sich für Austauschprojekte interessierten: „Die Seminarveranstalter haben ein Speeddating organisiert, durch das wir mit den Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch kommen konnten. Bei einer der Schulen hat es besonders harmoniert. Als wir anschließend in einem Café saßen, haben wir zusammen Ideen gesammelt für ein gemeinsames Projekt und das Vorhaben wurde immer konkreter.“

Bei der ersten Begegnung im April 2024 in Thessaloniki befassten sich die Schülerinnen und Schüler, die sich einander zuvor über die Lernplattform eTwinning per Steckbrief und Videobotschaft vorgestellt hatten, zunächst mit theoretischen Aspekten rund um das Thema „Mode und Konsum“. Dazu gehörte neben der Analyse von Werbebotschaften bekannter Modelabels auch ein Blick auf die heiklen Produktionsbedingungen und weltweit verzweigten Lieferketten.

Die Praxis des Upcyclings lernte die Gruppe dann in einem Workshop kennen, bei dem sie an Nähmaschinen selbst Hand anlegen konnte: „Ein professionelles Team hat uns gezeigt, wie sich T-Shirts zu Beuteln umnähen lassen. Das waren tolle Souvenirs – und das Nähen hat sogar unseren Jungs Spaß gemacht“, erinnert sich Sarah Schröter. Dass die Gruppe auch sonst während des Aufenthalts in Thessaloniki auf Nachhaltigkeit achtete, versteht sich von selbst. Statt Plastikflaschen nutzten die Schülerinnen und Schüler wieder auffüllbare Trinkflaschen. Und eine Erkundung des Hafens der Stadt erfolgte per Fahrrad in Vierer-Tandems.

The Way We Wear

Die Welt der Mode und Fast Fashion im digitalen Austausch beleuchten: Schülerinnen und Schüler blicken hinter die Kulissen der Textilindustrie, hinterfragen ihr eigenes Konsumverhalten und entwickeln nachhaltige Alternativen. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zu diesem eTwinning-Projekt finden Sie in unserem Webshop.

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Kleidertausch statt Kleiderkauf

Die Zusammenarbeit in Thessaloniki inspirierte Sarah Schröter zugleich für das Programm beim Gegenbesuch im September 2024 in der Rostocker Heide. So konnte sie unweit ihrer Schule ein Upcycling-Atelier ausfindig machen, das einen interessanten Workshop organisierte: Dabei wurden Stoffreste mit Bienenwachs überzogen, die sich anstelle von Frischhaltefolie aus Plastik verwenden lassen. „Auch ein Workshop auf Karls Erdbeerhof in Rövershagen hat uns gezeigt, wie viele Materialien und Produkte dort genutzt und kreativ umgestaltet werden. Ich habe selbst gestaunt, was alles möglich ist“, sagt sie.

Solche vermeintlich kleinen Initiativen sind es auch, von denen Sarah Schröter sich eine nachhaltige Wirkung verspricht: „Nicht alle Informationen in den Vorträgen waren neu für unsere Schülerinnen und Schüler. Aber sie wurden damit zum Nachdenken angeregt.“ Etwa darüber, mit welchen Methoden Modemarken zum Kauf anreizen oder aber, ob diese Hose oder jenes T-Shirt wirklich auch noch benötigt wird. Ihre Schülerinnen und Schüler jedenfalls, ergab die abschließende Auswertung, wollen künftig bewusster shoppen: „Einige haben sich selbst die Challenge gestellt, ein halbes Jahr darauf zu verzichten, neue Kleidung zu kaufen.“ Stattdessen denken sie darüber nach, im Freundeskreis einen Kleidertausch zu organisieren oder sich gelegentlich in Second-Hand-Läden umzusehen.

„The Thread of Impact: Understanding the Environmental Effects of your T-shirt“

Das Projekt wurde 2025 als Success Story im Bereich „GreenErasmus / Nachhaltigkeit“ ausgezeichnet.

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