Kooperationspartnerschaft

Verschwörungstheorien erkennen und damit umgehen

Die Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien und damit verbundenen extremistischen Überzeugungen von Schülerinnen und Schülern stellt Schulen und Lehrkräfte vor besondere pädagogische Herausforderungen. Durch Krisen wie die Covid-19-Pandemie und die damit verbundenen staatlichen Reaktionen haben solche Theorien und Überzeugungen zudem an Relevanz und Einfluss gewonnen. Wie Schulen darauf reagieren können, darum geht es im Projekt Recognizing Extremism and Conspiracy Theories (REACT).

Frau Vogt, für welche Verschwörungsmythen sind Schülerinnen und Schüler besonders empfänglich?

Eine Erhebung im Rahmen unseres Projekts an einer Gesamtschule mit Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge 10 bis 12 ergab keine hohe Zustimmung zu expliziten Verschwörungstheorien. Eine deutliche Mehrheit lehnte verschwörungstheoretische Aussagen, etwa zur Leugnung des Klimawandels, ab. Allerdings fanden Aussagen, mittels derer eine Offenheit für verschwörungstheoretische Narrative ermittelt werden sollte, durchaus hohe Zustimmungswerte. Ein Beispiel ist die Aussage „Es passieren viele sehr wichtige Ereignisse in der Welt, über die die Öffentlichkeit nie informiert wird.“ In anschließenden Gesprächen verdeutlichten viele Schülerinnen und Schüler, dass ihnen Verschwörungstheorien online in Sozialen Medien oder auf Plattformen wie YouTube begegnen. Die Ergebnisse unserer Partner an Schulen in Bulgarien, Dänemark und Österreich zeigen ähnliche Tendenzen. Allerdings können diese Resultate nicht über die befragten Schulen hinaus verallgemeinert werden.

Im Rahmen des Projekts soll ein Umfrageinstrument entwickelt werden, mithilfe dessen Schulen unabhängig und ohne zusätzliche monetäre Aufwendungen die Verbreitung von Verschwörungstheorien und extremistischen Überzeugungen erheben können. Wie soll das in der Praxis funktionieren?

Das REACT-survey wird als eines der Projektergebnisse veröffentlicht und soll auf der Projekthomepage frei als Download verfügbar sein. Es umfasst Hinweise zur Entwicklung des Surveys, zur eigenständigen Durchführung und zur Auswertung der Ergebnisse. Die Umfrage kann klassisch auf Papier oder über ein digitales Umfrageinstrument durchgeführt werden. Das REACT-survey ist dabei in verschiedene Module unterteilt, sodass Lehrkräfte entscheiden können, welche Themen für sie relevant sind.

Welche Werkzeuge für den Unterricht wollen Sie im Rahmen des Projekts entwickeln, die Lehrkräfte in ihrer Präventionsarbeit stärken?

Auf Basis des REACT-surveys sowie im Austausch mit den Schulen im Konsortium hat die Entwicklung von pädagogischem Material begonnen. Aktuell sind vier Module geplant, etwa zur kritischen Medienbildung im Zusammenhang mit Verschwörungstheorien und für einen narrativen Ansatz, um Verschwörungstheorien als solche zu erkennen und zu verstehen. Alles, was zurzeit in der Entwicklung ist, wird 2024 mit Lerngruppen erprobt und evaluiert werden.

Collage mit Bild der Interviewpartnerin
Alrun R. Vogt ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Erasmus-Projekt REACT.
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