Fußball überwindet Grenzen
Auf jedem Platz die gleichen Regeln: Gemeinsame Spiele erleichtern Schülerinnen und Schülern die Kommunikation, die sich sonst mit Fremdsprachen schwerer tun. Ein Projekt der Alfred-Delp-Schule Hamm zeigt, wie sich Sport und Austausch verbinden lassen.
Elf Mannschaften am Start, 150 fußballbegeisterte Schülerinnen und Schüler auf dem Platz und ein Publikum, das alle Teams lautstark anfeuert: Wenn die Alfred-Delp-Schule Hamm (Nordrhein-Westfalen) traditionell im März ihr Turnier „Pelkumer Pöhlen“ ausrichtet, ist Stimmung angesagt. Bereits acht Mal hat die Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung den Wettstreit organisiert, bei dem es zwar auch um Sieg oder Niederlage geht, mehr aber „Fair Play“ und Spaß am Spiel zählen. Für zahlreiche Förderschulen aus der Region ist das „Pelkumer Pöhlen“ deshalb ein fester Termin im Frühjahrskalender. Doch dass sich das Turnier inzwischen bis ins dänische Nyborg herumgesprochen hat, verdankt es Erasmus+. Mit Unterstützung durch das europäische Bildungsprogramm nämlich konnte in diesem Jahr erstmals eine Mannschaft der dortigen Rævebakkeskolen mitspielen.
Über die Schule
Fühlen, Handeln, Denken: Das ist das Motto der Alfred-Delp-Schule in Hamm, das die Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit unterstützen soll.
Mehr erfahren„Das gemeinsame Fußballspiel ist eine Methode, damit unsere Schülerinnen und Schüler Freundschaften schließen können. Es geht uns aber auch darum, sie in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken. Das gemeinsame Erleben im Sport ist dazu bestens geeignet.“
Spielerischer Austausch mit Dänemark
Zum Auftakt des Austauschs stand ein Fußballtraining in gemischten deutsch-dänischen Teams aus Jungen und Mädchen auf dem Programm. „Es war faszinierend, wie konzentriert die Schülerinnen und Schüler bei der Sache waren. Die kannten sich bis dahin gar nicht, haben sich aber bei Toren wie Profis abgeklatscht und auf die Beine geholfen, wenn jemand hingefallen ist“, sagt Ursula Mecklenbrauck. Anderen helfen und ihnen etwas erläutern – das zeigt sich auch im Unterricht, in dem die Gäste aus Nyborg an einem der Tage hospitieren konnten. „Einer unserer Schüler, der sonst eher still und zurückhaltend ist, hat seinem dänischen Partner wie selbstverständlich die Regeln für ein Kartenspiel erklärt. Das war schon sehr bemerkenswert“, konnte ihre Kollegin Diana Jürgens beobachten.
Der Höhepunkt der Woche war jedoch der eigentliche Turniertag, bei dem sich im Finale eine der zwei Mannschaften der Alfred-Delp-Schule knapp gegen das Team aus Dänemark durchsetzen konnte. „Die mussten dafür richtig was leisten. Aber der Sieg hat unsere Schülerinnen und Schüler enorm beflügelt, zumal unsere Trainer nicht damit gerechnet hatten. Die Dänen waren natürlich etwas enttäuscht. Aber zur Siegerehrung mit Pokal und Medaillen hatten alle gute Stimmung“, erinnern sich die beiden Lehrerinnen. Das galt erst recht für den informellen Teil unter dem Motto „Pizza und FIFA“, bei dem die Schülerinnen und Schüler über das gemeinsame Essen und Videospielen „im besten Fall auch ihre Kontaktdaten austauschen und anschließend in Verbindung bleiben“, sagt Diana Jürgens.
„Das Turnier zeigt unseren Schülerinnen und Schülern, dass nicht zwingend viele Worte nötig sind, um mit anderen kommunizieren zu können. Die Begeisterung an diesem Tag reißt uns jedes Mal mit.“
Partnerschule dank Konsortialprojekt
In Verbindung bleiben in jedem Fall die Lehrkräfte der beiden Schulen, die seit fast einem Jahr in Kontakt miteinander stehen. Die Rævebakkeskolen hatte sich seinerzeit über das Netzwerk des Erasmus-Konsortialprojekts EFFORT-A der Bezirksregierung Arnsberg auf Partnersuche begeben. „Wir haben uns gemeldet, eine Videokonferenz organisiert und festgestellt, dass wir ähnliche Vorstellungen zur Stärkung unserer Schülerinnen und Schüler haben und uns sympathisch finden“, erinnert sich Ursula Mecklenbrauck. Nachdem im vergangenen Jahre drei ihrer Kolleginnen zu einem Job Shadowing in einer Schule im dänischen Aalborg und in der estländischen Stadt Tallinn waren, will sie dieses Jahr im Mai selbst an einer solchen Fortbildung teilnehmen. „Für unser Kollegium haben wir dadurch neue Anregungen erhalten, wie sich zum Beispiel der Unterricht organisieren lässt“, sagt sie. In eine ähnliche Richtung geht auch ihr Wunsch an die eigene Fortbildung: „Vielleicht können wir uns ja auf Schulleitungsebene etwas abschauen von der Lockerheit, die die Dänen mitbringen.“