Schulaustausch von Frankreich nach Deutschland
Die Schülerinnen Emma und Clarine der französischen Schule Ensemble Saint Martin du Val d’Erdre – Nort-sur-Erdre besuchten für zwei Monate das Willigis-Gymnasium in Mainz und beantworten im Magazin "Austausch bildet" Fragen zu ihrer Austauscherfahrung.
Wie habt ihr euch auf den Austausch vorbereitet? Und was würdet ihr jüngeren Schülerinnen und Schülern raten, die so etwas planen?
Emma: Als ich von meiner Teilnahme erfuhr, begann ich sofort, mich darauf einzustellen, über einen längeren Zeitraum von meiner Familie und meinen Freunden getrennt zu sein. Jüngeren Schülerinnen und Schülern würde ich raten, sich darauf vorzubereiten, dass diese Trennung auch mit Einsamkeit verbunden sein kann. Ich würde ihnen raten, einen Anrufplan zu erstellen, um regelmäßigen Kontakt zur Familie und zu Freunden zu halten, da dies ein wirksames Mittel ist, um sich weniger von zu Hause entfernt zu fühlen. Schließlich würde ich ihnen vor allem raten, Souvenirs mitzunehmen, die sie daran erinnern, dass es immer Menschen gibt, die für sie da sind und die ihnen helfen, sich in traurigen Zeiten besser zu fühlen.
Clarine: Man sollte nicht zu hohe Erwartungen haben, um nicht enttäuscht zu werden. Was ich erlebt habe, war weit von dem entfernt, was ich mir erträumt hatte – im Positiven wie im Negativen. Um den Austausch zu genießen, sollte man neugierig sein auf das, was auf einen zukommt, und sich jeden Tag überwinden, die eigene Komfortzone zu verlassen. Eine Sache, die ich bereue, ist, dass ich den Kontakt zu meiner Familie und Freundinnen in Frankreich nicht ganz abgebrochen habe. Auch wenn es manchmal schwieriger ist, sind die Fortschritte in der Fremdsprache größer, wenn man seine Muttersprache so wenig wie möglich benutzt. Und man sollte versuchen, eine gute Kommunikation mit der Gastfamilie zu haben, damit man sich auf sie verlassen kann, wenn es einem einmal schlechter geht. Außerdem sollte man sich trauen, die Sprache zu sprechen, auch wenn man sich nicht immer sicher fühlt. Es ist besser, etwas Falsches zu sagen und zu sprechen, als nichts zu sagen. Die Menschen wissen, dass man nicht zweisprachig ist, und sie helfen einem, Fortschritte zu machen.
Wie seid ihr im Unterricht zurechtgekommen?
Emma: Gemeinsam mit meinem Tutor habe ich die Schule besucht und hatte das Glück, dass ich dank meiner Austauschpartnerin nur vormittags Unterricht hatte. So konnte ich den Unterricht in Frankreich am Nachmittag nachholen. In den literarischen Fächern und Sprachen lief alles sehr gut, allerdings war es manchmal komplizierter, zum Beispiel den Mathematikunterricht aus der Ferne zu verstehen. Ich sah mir Youtube-Videos oder Onlinekurse an und bat manchmal meine Freunde um Hilfe, damit sie mir die Begriffe erklärten.
Clarine: Am Anfang habe ich fast nichts verstanden. Meine Tutorin und ihre Freunde halfen mir aber und haben mir den Großteil des Unterrichts erklärt. Da die Fächer, die ich besucht habe, nicht für meine Schulnoten in Frankreich zählten, konnte ich allerdings ohne Druck am Unterricht teilnehmen. Für den sprachlichen Fortschritt würde ich generell die literarischen Fächer empfehlen. Und natürlich sollte man sich für die Kultur und Geschichte des Gastlandes interessieren. Sportunterricht ist ein gutes Mittel, um sich in die Klasse zu integrieren, auch wenn man wie ich überhaupt nicht sportlich ist.
Was sollte man beim Packen seines Koffers nicht vergessen?
Emma: Ganz wichtig ist es, in seinem Koffer auch Platz für die vielen Souvenirs zu lassen, die man während seines Aufenthalts sicher kaufen wird. Außerdem sollte man Kleidung einpacken, in der man sich sicher fühlt, und vor allem ein Notizbuch oder etwas Ähnliches, in das man ein Reisetagebuch schreiben kann. Das hat mir geholfen, Erinnerungen an die erlebten Momente und meine Tage in Deutschland festzuhalten.
Clarine: Ich war froh, dass ich mein Kuscheltier, den Schal meiner Mutter und Fotos von meiner Familie und meinen Freunden dabeihatte. Was man auch nicht vergessen sollte, ist, Geduld zu haben, denn es kann dauern, bis man sich aufgenommen und akzeptiert fühlt und bis man merkt, dass man Fortschritte macht. Wichtig ist außerdem Durchhaltevermögen, denn die Tage sind lang und man muss immer konzentriert sein. Und schließlich sollte man keine Angst vor einem Zusammenbruch haben. Das ist mir ein paar Mal passiert, als ich es satthatte, nichts zu verstehen und von meinen Freunden und meiner Familie getrennt zu sein. Aber diese Phasen gehen vorbei und danach ist man noch motivierter.
Welche deutschen Worte sind euch so in Erinnerung geblieben, dass ihr sie heute noch ab und zu benutzt?
Emma: Das Wort »Achtung« ist mir sofort im Gedächtnis geblieben. Als ich es das erste Mal benutzte, lachte meine Austauschpartnerin, weil meine Aussprache nicht ganz so gut war und ziemlich seltsam klang. Ich mag dieses kleine Wort und ich benutze es auch heute noch, um zu lachen, denn es weckt gute Erinnerungen und sorgt vor allem für viel Gelächter.
Clarine: Zu den ersten Worten, die ich gelernt habe, gehörte »stilles Wasser«, weil ich das kohlensäurehaltige Wasser nicht mag, wie es in Deutschland getrunken wird. Und das Wort »Tschüssi«, das meine Freundin Annabelle immer zur Verabschiedung gesagt hat, benutze ich noch öfters. Den Ausdruck, den ich allerdings am häufigsten benutzte, war »Ich bin müde«.