Schüleraustausch

„Es begann mit einem Gastschüler von Gran Canaria“

Trotz anfänglicher Sprachbarrieren: Humor verbindet. Das stellte Leon schnell fest, als seine Familie einen Austauschschüler aus Spanien aufnahm.

Alle Schüler warteten schon auf den Pausengong, als plötzlich unsere Spanischlehrerin eine Ansprache hält: „Ihr kennt doch wahrscheinlich die Erasmus-AG? Die suchen noch Unterkünfte für Austauschschüler aus Gran Canaria. Vielleicht würde jemand von euch gerne einen Spanier aufnehmen?“

Ich meldete mich schnell dafür an und wurde angenommen. „Das könnte interessant werden“, dachte ich mir. Und es wurde nicht nur interessant, sondern ein unvergessliches Erlebnis.

Schnell bemerkte ich, was Erasmus+ fördert: Anpassungsfähigkeit. Manchmal braucht es Zeit, bis man eine fremde Person zu einem Freund macht – aber nun stammte diese Person aus einem anderen Land, hatte eine andere Muttersprache und Kultur. Mein Austauschschüler und ich fanden zum Glück schnell eine verbindende Gemeinsamkeit, nämlich unseren Humor.

Leon mit grafischen Formen
Leon, 17 Jahre, aus Kerpen (NRW) hat 2017 bis 2019 an Schüleraustauschen teilgenommen.

„Durch die Austausche habe ich meine sozialen und sprachlichen Kompetenzen weiterentwickelt und einen genaueren Einblick in die Gesellschaft und die Politik anderer Länder erhalten. Durch Bücher oder Filme hätte ich nie so einen persönlichen Einblick bekommen.“

Aus Fremden werden Freunde

Wir zeigten uns am Tag seiner Ankunft gegenseitig Videos auf dem Handy. Anfangs auf Englisch, später auf Spanisch und Deutsch. Wir erklärten uns, was der Inhalt und Kontext des Memes oder Videos bedeutete und sprachen dadurch viele Teile der Jugendkultur unserer Länder an. Was anfangs bedeutungsloser Spaß war, entwickelte sich über den Abend zu einem Gespräch über Gesellschaft, Musik und Witze des jeweils anderen Landes. Dabei brachten wir uns die Sprache des jeweils anderen Landes bei, welche wir beide in der Schule lernten. So unterschiedlich zwei Menschen auch leben: eine kleine Gemeinsamkeit, sei es Humor, ein Hobby oder Neugier, reicht manchmal aus, um Freunde zu werden. So kam es, dass ich in den Sommerferien zehn Tage bei meinem Austauschschüler in Gran Canaria verbrachte. Diesmal nicht durch Erasmus, sondern privat organisiert. Auch die anderen deutschen Schüler haben Freundschaften zu den Spaniern entwickelt. Wir trafen uns gerne in unserer Freizeit und unternahmen gemeinsam etwas, gingen Schlittschuhlaufen oder Eis essen. Durch gemeinsame Lieder, Insider und Erfahrungen gab es immer eine freundschaftliche Verbindung. Selbst ich, der erst spät in die Erasmus+ AG eingestiegen ist, habe mich immer wohl und willkommen gefühlt. Dafür auf jeden Fall ein großes „Danke“ von mir. Umso besser fühlt man sich dann, mit dieser Gruppe zu reisen. Wenn Du Dir schon einmal gedacht hast: „Im Urlaub will ich nicht nur an einer Touristenmeile sein, sondern auch die Kultur des Landes kennenlernen“, dann kann ich Dir Erasmus+ sehr aus Herz legen.

In Ungarn war ich noch nie

Im nächsten Jahr erhielt ich die Gelegenheit, mit meinen Mitschülern aus der Erasmus-AG nach Ungarn zu fliegen. Für mich der erste Austausch innerhalb von Erasmus, für andere Mitglieder bereits der vierte. Ich bin ein politisch interessierter Mensch und war sehr aufgeregt, dieses polarisierende Land kennenzulernen. Wir beschäftigten uns intensiv mit Minderheiten in Ungarn. Schnell bemerkte ich, wie facettenreich Ungarn ist. Nicht nur die Roma sind seit Jahrhunderten Teil der ungarischen Gesellschaft, sondern auch Menschen aus Österreich, vom Balkan und aus Osteuropa. Das Land machte geschichtlich viele Umbrüche durch, änderte oft seine Verbündeten und hat seinen Platz in Europa immer noch nicht ganz gefunden. Durch Bücher oder Filme hätte ich nie so einen persönlichen Einblick in das ungarische Gesellschaftsleben bekommen wie durch den Austausch vor Ort.

Jugendliche und grafische Formen (Symbolbild)

Darum lohnt sich Erasmus+

Als Fazit kann ich sagen: Die Erasmus-Austausche haben mir sehr viele Lebenserfahrungen gebracht. Ich habe soziale und sprachliche Kompetenzen weiterentwickelt. Ich habe mein Weltbild erweitert und einen genaueren Einblick in die Gesellschaft, aber auch die Politik anderer Länder erhalten. Für dieses Engagement habe ich eine offizielle Anerkennung, den Europass Mobilität erhalten, den ich später meinem Lebenslauf beilegen kann. Obwohl wir viel an bestimmten Themen gearbeitet haben, blieb mir immer Zeit, um mit den spanischen, ungarischen und deutschen Schülern auch in meiner Freizeit etwas zu unternehmen. Ich habe es nie bereut, mich an so einem Projekt beteiligt zu haben und würde es auf jeden Fall nochmal machen.