Partnerschaften in der Lehrkräftebildung

Erasmus+ fördert mit den „Partnerschaften für Zusammenarbeit“ die internationale Zusammenarbeit von Organisationen im Bildungsbereich. Von diesem Förderformat können insbesondere die Landesinstitute und Qualitätsagenturen der Länder profitieren.

Impulse für die Lehrkräftebildung

Mit Erasmus-Partnerschaften können Einrichtungen der Lehrkräftebildung neue Wege beschreiten. Neben den Landesinstituten und Qualitätsagenturen der Länder zählen dazu ebenso Zentren für Lehrerbildung, Schools of Education, Institute im Bereich der Frühpädagogik und weitere staatliche Akteure im Bereich der schulischen und frühpädagogischen Bildung. Die Vernetzung mit europäischen Partnern und der internationale Austausch bringen neue Impulse für die Lehrkräfteaus- und -fortbildung. Sie haben die Wahl zwischen zwei Arten von Partnerschaften: Kooperationspartnerschaften und Kleinere Partnerschaften.

Welche Fördermöglichkeiten gibt es?

Icon Kooperationspartnerschaft: DArstellung mit verschieden großen Punkten, die durch Linien miteinander vernetzt sind.

Kooperationspartnerschaft

Großes Budget, starke Partner und ein Koordinator

In Kooperationspartnerschaften entwickeln Partner aus mindestens drei Erasmus-Programmstaaten gemeinsame und innovative Ideen oder Konzepte für die vorschulische oder schulische Bildung. Sie erarbeiten Ergebnisse, die sie im Rahmen ihrer Netzwerke verbreiten. Eine Kooperationspartnerschaft kann mit 120.000 Euro, 250.000 Euro oder 400.000 Euro gefördert werden.

Aus der Praxis: Kooperationspartnerschaft

Ziel des Projekts European Visions – Operational Keystones for Education“ ist es, Schülerinnen und Schüler in ihrer Selbstwirksamkeit stärken und damit der Gefahr von Schulabbruch und sozialer Ausgrenzung vorzubeugen.

  • Die Partner erarbeiten gemeinsam Inhalte für ein Schulungskonzept, das als Impuls für Schulentwicklung und Lehrerbildung dienen soll. 
  • Die Projektkoordination liegt beim Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz
  • Partnerländer: Kroatien, Finnland, Polen, Spanien, Frankreich, Deutschland (Koordination)
  • Laufzeit: 2023 bis 2026
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Grafik zweier Hände, die sich abklatschen (High five)

Kleinere Partnerschaft

Zusammenarbeit mit weniger Verwaltungsaufwand

In Kleineren Partnerschaften tauschen sich Einrichtungen aus mindestens zwei Erasmus-Programmstaaten zu Konzepten oder Erfahrungen aus und setzen gemeinsame Aktivitäten um. Kleinere Partnerschaften richten sich an Erasmus-Newcomer und bieten erste Erfahrungen in der internationalen Zusammenarbeit. Gefördert werden sie mit 30.000 Euro oder 60.000 Euro.

Aus der Praxis: Kleinere Partnerschaft

Welche Kompetenzen brauchen Schulleitungen, um auf anstehende Herausforderungen gut vorbereitet zu sein? Zu dieser Frage erstellt das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) zusammen mit einem niederländischen Institut für Schulleitungstrainings ein Qualifizierungsmodul zum Thema „Schlüsselkompetenzen von EU-Schulleitungen 2030“

  • Beide Partner setzen das Modul anschließend in ihren regulären Fortbildungsangeboten ein und machen es im Rahmen von Tagungen und Netzwerken bekannt.
  • Partnerländer: Niederlande, Deutschland (Koordination) 
  • Laufzeit: 2023 bis 2024
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Ihr Weg zum Antrag

1. Projektidee entwickeln

Ob der Umgang mit Lehrkräftemangel, die Entwicklung eines Inklusionskonzepts oder die Förderung von Kompetenzen im Umgang mit KI ‒ eine Erasmus-Partnerschaft knüpft idealerweise an ein Thema an, das Ihre Einrichtung aktuell beschäftigt. Fragen Sie sich daher: Zu welchem Thema würde eine europäische Zusammenarbeit Sie weiterbringen? Bei welcher Frage wäre eine internationale Perspektive für Sie hilfreich? Vielleicht geht Ihre Idee auch aus einem laufenden Projekt hervor, das um eine internationale Dimension erweitert werden kann. Egal wie Sie Ihre Idee entwickeln: Je besser das Projekt mit Ihren strategischen Zielen und Prioritäten verknüpft ist, desto nachhaltiger kann es Ihre Einrichtung voranbringen.

Die Projektwebsites von Kooperationspartnerschaften der aktuellen Programmgeneration finden Sie hier. Weitere Listen und Steckbriefe haben wir im Dokumentencenter aufgeführt.

 

2. Partner suchen

Bei der Partnersuche haben Sie verschiedene Möglichkeiten: Entweder Sie greifen auf bereits bestehende Kontakte zurück oder nutzen die Partnersuche auf der European School Education Platform im Bereich Netzwerken“.  Auch internationale Erasmus+ Kontaktseminare eignen sich, um Projektpartner zu finden.

Broschüre „Partnerschaften in der Lehrkräftebildung“

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3. Projekt planen

Jetzt wird es konkreter: Sie entwickeln gemeinsam mit Ihren Partnern einen Projektplan. Die folgenden Fragen sind dabei zentral:

  • Welchen Bedarf gibt es für Ihr Projekt? Welche Lücke soll es schließen?
  • Welche Ziele wollen Sie erreichen? Welche Zielgruppen sollen adressiert werden?
  • Mit welchen Aktivitäten erreichen Sie Ihre Ziele?
  • Welche Ergebnisse sollen entstehen und welche Wirkung erhoffen Sie sich?
  • Woran und wie messen Sie den Erfolg Ihres Projekts?

Diese Fragen helfen Ihnen nicht nur bei der Entwicklung eines Projektplans, sondern erleichtern auch die spätere Antragsstellung.

 

4. Antrag stellen

  • Kooperationspartnerschaften können einmal jährlich im Frühjahr beantragt werden, in der Regel im März. Das Antragsformular hat das Kürzel KA220-SCH.
  • Kleinere Partnerschaften können zweimal jährlich beantragt werden, in der Regel im März und im Oktober. Das Antragsformular hat das Kürzel KA210-SCH.

Ihren Antrag stellen Sie online. Nach dem Antragstermin erfolgt eine formale Prüfung durch den PAD sowie anschließend eine inhaltliche Begutachtung. Nach etwa drei Monaten erhalten Sie eine Rückmeldung, ob Ihr Antrag gefördert wird oder nicht.

 

Beratungsangebot

Nutzen Sie unsere Projektskizzenberatung für Kooperationspartnerschaften, um detailliertes Feedback zu Ihrer Projektidee zu erhalten. Die Beratung ist jeweils ab November für den Antragstermin im März möglich. Ein Formular zur Vorbereitung steht dann auf unserer Website zum Download zur Verfügung.

Welche Aktivitäten sind förderfähig?

Der Zuschuss für eine Erasmus-Partnerschaft deckt alle Aktivitäten ab, die zur Erreichung Ihrer Ziele notwendig sind. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Projektmanagement
  • Entwicklung von Konzepten, digitalen Tools oder Lehrmaterialien
  • Durchführung von Projekttreffen, Workshops, Konferenzen
  • Verbreitung und Öffentlichkeitsarbeit
  • Reise- und Aufenthaltskosten
  • Arbeitszeit

Sie selbst definieren im Antrag Ihre Arbeitspakete und Aktivitäten und beantragen für jedes Paket die von Ihnen gewünschte Fördersumme. Dabei legen Sie eigene Kalkulationen oder Schätzungen zugrunde. In Summe muss Ihre Kalkulation einen der festlegten Pauschalbeträge ergeben.

Das gewinnen Sie durch eine Erasmus-Partnerschaft

  • Sie entwickeln gemeinsam mit Ihren Partnern innovative Ansätze oder arbeiten an aktuellen Fragestellungen
  • Sie sammeln Erfahrungen in der internationalen Projektarbeit und bauen ein europäisches Netzwerk auf
  • Sie erweitern die Kompetenzen Ihrer Mitarbeitenden
  • Ihre Einrichtung leistet einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Bildungssystems
  • Kooperationspartnerschaften bieten aufgrund der höheren Fördersummen die Möglichkeit, mit Universitäten oder Forschungseinrichtungen zusammenzuarbeiten und so zum Transfer von Forschungswissen in die Praxis beizutragen.

Partnerschaften in der Lehrerausbildung

Sie wollen wissen, wie das in der Praxis funktioniert? Hier erfahren Sie mehr darüber.

Aus der Praxis

Auf Mehrsprachigkeit im Unterricht vorbereiten

Mehrsprachigkeit im Klassenzimmer ist angesichts des gesellschaftlichen Wandels an vielen Schulen in Deutschland und Frankreich ein alltägliches Phänomen. Viele Lehrkräfte empfinden dies jedoch als eine Herausforderung. Das Projekt des Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung Hagen (Nordrhein-Westfalen) rückte deshalb den Umgang mit Mehrsprachigkeit in den Fokus der Lehrerausbildung, damit angehende Lehrkräfte aller Schulen darauf besser vorbereitet werden - und diese bestenfalls sogar als wertvolle Ressource wahrnehmen.

Frau Dr. Seyda, was hat das ZfsL Hagen veranlasst, eine Erasmus-Partnerschaft zu beantragen? Und wie kam das Thema zustande?

Durch das Ruhen unserer langjährigen Partnerschaft mit Smolensk ist am ZfsL Hagen eine Lücke im Bereich internationale Kooperation bzw. interkulturelle Begegnungen entstanden, die durch das Erasmus+ Projekt mit INSPÉ Lille geschlossen werden soll. Als inhaltlichen Schwerpunkt sind wir gemeinsam auf Mehrsprachigkeit gekommen, denn diese ist an deutschen wie französischen Schulen ein alltägliches Phänomen, das von vielen Lehrkräften als Herausforderung empfunden wird. Wir wollen den Umgang mit Mehrsprachigkeit in den Fokus der Lehrerausbildung rücken, damit angehende Lehrkräfte aller Schulen darauf besser vorbereitet werden und sie bestenfalls sogar als wertvolle Ressource wahrnehmen. Zu diesem Zweck haben wir uns zunächst mit Fachbegriffen und Konzepten auseinandergesetzt und uns danach im Rahmen von gegenseitigen Hospitationen an unterschiedlichen Schulen sowie im Rahmen von Workshops in Hagen und Lille darüber ausgetauscht.

Welche Ergebnisse sind aus dem Projekt hervorgegangen?

Es wurden Hospitationsbögen erstellt, die in der Lehreraus- und -fortbildung genutzt werden können, um Mehrsprachigkeit im Unterricht zu beobachten und reflektieren. Des Weiteren wurde eine Übersicht mit Fachbegriffen und Konzepten erarbeitet sowie eine Sammlung mit konkreten Beispielen für den Umgang mit Mehrsprachigkeit in Unterricht und Lehrerausbildung. Diese drei Materialien fließen in einem Ausbildungsmodul zusammen, das an Universitäten und Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung eingesetzt werden kann. Alle Materialien können auf Wunsch zugesandt werden.

Was nehmen die angehenden Lehrkräfte aus dem Austausch mit?

Die Teilnehmenden haben verschiedene Schulen in Lille und Hagen und die Arbeitsweisen unterschiedlicher Lehrkräfte kennenlernen dürfen. Wir nehmen mit, wie ergiebig es ist, in andere Systeme zu blicken, sie mit dem eigenen zu vergleichen und sich über Gemeinsamkeiten und Unterschiede auszutauschen. Dadurch wird man sich der Stärken und Schwächen des eigenen Systems bewusst und saugt enorm viele neue Ideen auf. Einige davon sind in unseren Reader „Best practice Beispiele“ eingeflossen. Durch die Vernetzung mit Kolleginnen und Kollegen aus Lille können zukünftig neue Projekte und Kooperationen zwischen Schulen entstehen.

Welchen Tipp würden Sie anderen Verantwortlichen in der Lehrkräftebildung mit auf den Weg geben, wenn diese einen Förderantrag bei Erasmus+ stellen möchten?

Wir haben sprachliche Schwierigkeiten unterschätzt. Selbst einfache Begriffe wie „Referendariat“ oder „bedarfsdeckender Unterricht“ sind nicht so einfach ins Französische zu übertragen, weil es die Phänomene in Frankreich so nicht gibt. Rückblickend würde ich außerdem versuchen, klare, konkretere und nicht zu umfassende inhaltliche Ziele zu setzen. Die Hospitationen und der fachliche Austausch sind an sich schon interessant und es sollte auch noch Raum für spontane Ideen bleiben.

Wie geht es mit der Partnerschaft mit dem INSPÉ in Lille weiter?

Der Kontakt bleibt bestehen und möglicherweise wird in Zukunft ein neues Erasmus+ Projekt mit INSPÉ sowie weiteren Institutionen durchgeführt. Bei der europäischen Konferenz „Empowering Students in the Digital Age“, die Anfang Mai in München stattfand, konnte ich neue Kontakte knüpfen und vielfältige Ideen sammeln.

Collage mit Bild der Interviewpartnerin
Dr. Sabine Seyda bildet am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Hagen (Nordrhein-Westfalen) angehende Lehrkräfte für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschule aus. Sie unterrichtet die Fächer Englisch und Deutsch am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Wetter (Ruhr).

Sie haben noch Fragen?

Unsere Kolleginnen und Kollegen beim PAD helfen Ihnen gern.

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